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stazione termini
i
heimat, fader geschmack nach allem
und jedem ein eitler akzent
den die angst vertreibt zwischen
heilkraft und heimtücke, grenz-
werte wechselnd, klaubt jeder
sein teil und reibt sich das kains-
mal ins reine: fest ist die burg,
tiefdeutsch erhöht das gewissen
mit bleirand die sehnsucht beschwert.
ii
heimat, schwarzer markt grund-
loser hoffnung: wer daran glaubt,
hat seinen schatten verbrannt
zwischen zwangsheirat und
zweiter haut den heimlichen
vertrag verfaßt: hier sei jeder
zusatz gefährlich jeder
nachlaß verrat und überall
ein- und dieselbe tracht.
iii
heimat - kein land, "nie gewesen",
nur "unsägliches" hier: veits-
tanz abstrakter gefühle im brachen
geviert des zeitgeists krachende
stube am steilhang der beiblatt-,
der halbwert-, der eilfrachtexistenz
von einweg zu leergut, von fach
zu geheimfach - jedem das seine
und allseits das einsatzbereite.
iv
heimat, kleinstadt des herzens,
heilige einfalt im keimfreien
schoß: stumpf ist das stich-
wort und fremd unterwegs
dieses denkmal auf treibsand
gebaut, dieser leichnam geplündert
von allen und jedem
ein passender einfall
zur andacht der wahrzeichen
weiland/ neid-
hart/ freiamt/
feindschlacht/ heiß-
kalt/ streitmacht/
kreisbad/ reibach/
heizkram/ geizrat/
steinsal/ reinstalt/
leidstatt/ reichsstamm/
heimtat/
meinkampf/
wartend
auf den traumlosen schlaf
auf ein trunkenes wrack
nach alledem
und nach end-
loser fahrt
wie gehabt
nirgends
ein halt
und überhaupt
spürest du zuletzt
diesen hauch
kaum
klingt er
vertraut
wirkt er
verbraucht
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