Daniele Dell'Agli


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stazione termini

i

heimat, fader geschmack nach allem
und jedem ein eitler akzent
den die angst vertreibt zwischen

heilkraft und heimtücke, grenz-
werte wechselnd, klaubt jeder
sein teil und reibt sich das kains-

mal ins reine: fest ist die burg, 
tiefdeutsch erhöht das gewissen
mit bleirand die sehnsucht beschwert.

ii

heimat, schwarzer markt grund-
loser hoffnung: wer daran glaubt,
hat seinen schatten verbrannt 

zwischen zwangsheirat und 
zweiter haut den heimlichen 
vertrag verfaßt: hier sei jeder

zusatz gefährlich jeder 
nachlaß verrat und überall 
ein- und dieselbe tracht.

iii

heimat - kein land, "nie gewesen",
nur "unsägliches" hier: veits-
tanz abstrakter gefühle im brachen

geviert des zeitgeists krachende
stube am steilhang der beiblatt-,
der halbwert-, der eilfrachtexistenz

von einweg zu leergut, von fach
zu geheimfach - jedem das seine
und allseits das einsatzbereite.

iv

heimat, kleinstadt des herzens,
heilige einfalt im keimfreien 
schoß: stumpf ist das stich-

wort und fremd unterwegs 
dieses denkmal auf treibsand 
gebaut, dieser leichnam geplündert 

von allen und jedem 
ein passender einfall 
zur andacht der wahrzeichen

weiland/   neid-
        hart/   freiamt/
   feindschlacht/  heiß-
kalt/   streitmacht/                
    kreisbad/   reibach/             
      heizkram/      geizrat/
steinsal/    reinstalt/
  leidstatt/     reichsstamm/
      heimtat/
          meinkampf/


wartend
              auf den traumlosen schlaf

auf ein trunkenes wrack

                    nach alledem

             und nach end-

loser fahrt

               wie gehabt

                     nirgends

         ein halt

                  und überhaupt

spürest du zuletzt                

                diesen hauch

                              kaum


       klingt er


                 vertraut


wirkt er




         verbraucht